"Mir scheint jeder Irrtum, den wir begehen,
wertvoll, jede Einsicht, jede Tugend und ihre Metamorphose in eine Untugend,
jedes Changieren zwischen Gut und Böse so wichtig, daß man es in dieser Form
einfangen und kenntlich halten muß, damit die Kommunikation sich substantiell
verschnellert. Im Augenblick verschnellert sie sich unter Substanzverlusten.
Das läßt sich ändern. Das ist, wenn Sie so wollen, Gartenbau in der Literatur.
Ich denke an eine Literatur der Autoren ähnlich dem Kino der Autoren. Es wäre
schön, wenn sich da mehrere Dichter zusammenschlössen - Durs Grünbein,
Schlingensief, ich, Peter Weiss und Max Frisch, wenn sie lebten, und einige
andere. Dann könnten wir beispielsweise in das Gewand von Musil schlüpfen und
den Mann ohne Eigenschaften weiterschreiben oder an Prousts Recherche
Fälschungen anbringen und Paralipomena erfinden. Das wäre Dichtung."
(Alexander Kluge)
Freitag, 18. Oktober 2013
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