Sonntag, 11. November 2007

Out, damn'd spot! Out, I say!

Idyllische Landschaft zu Beginn, weite, grüne Wiesen, ländliche Gegend, Natur. Ein Mädchen sitzt im Gras, schreibt.
Alles ist friedlich, still, doch da ist diese leise Musik, diese leise, doch drängende Musik, die Spannung erzeugt, die einen stutzen lässt, die einem das Gefühl gibt, dass das nicht alles sein kann, dass da noch mehr sein muss, dass der schöne Schein nicht bleiben kann, dass etwas folgenschweres passieren wird.
In diese Musik mischt sich, erst zögerlich und leise, dann immer lauter, schneller und drängender das harte Klackern einer Schreibmaschine.
Dieses Tippen vermischt sich mit der Musik, wird Teil der Komposition, gibt Rhythmus, gibt Takt vor.
Abbitte, der zweite Film von Regisseur Joe Wright, der erst kürzlich mit seiner Verfilmung von Jane Austens Roman Stolz und Vorurteil brillierte, ist ein genialer, ein großer, ein schwerer Film.
Es ist ein Film über Schuld und Sühne, ein Film, der einen nachdenken lässt, der klarstellt, dass jede Entscheidung, jede Handlung Konsequenzen haben kann, der uns daran erinnert wie schnell ein Leben zerstört werden kann und wie schwer, wie drückend Gewissen und Schuld auf einem lasten können.
Immer wieder werden Geschehnisse angedeutet, durch Vorgriffe auf Ereignisse, die erst in den Rückblenden vom Zuschauer in ihrer Tragweite verstanden werden.
Immer wieder glaubt der Zuschauer vermeintliche Enthüllungen, Wahrheiten, Realitäten zu sehen, nur um am Ende zu merken, dass es doch wieder nur die Fiktion, die Illusion, der schöne Schein ist.
Abbitte ist ein Film, der verzaubert und berührt, der so voll ist von genialen, wunderschönen und großen Bildern, der einen beeindruckt und ans Herz geht durch seine komplexe Geschichte und seiner vielschichtigen Schnittmontage. Es bleibt einem der Mund offen stehen, wenn in einer Szene alle Bewegungen rückwarts laufen, wenn versucht wird die Zeit zurückzudrehen, um einen Moment wiederzuholen, der für immer verloren ist, um eine Handlung ungeschehen zu machen.
Und dann hören wir immer wieder das Klackern der Schreibmaschine in unserem Kopf und wir spüren, dass dieses Leitmotiv zu Brionys Leben gehört, das dieser eine Fehler, das diese Schuld beglichen werden muss, immer und immer wieder bis die Fantasie und Fiktion ein kleines Wunder vollbringt, ein Wunder, mit bitterem, traurigem Nachgeschmack, da auch die größte Vorstellungskraft die Wirklichkeit nicht ändern und Geschehenes nicht ungeschehen machen kann.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön geschrieben! Viel schöner als der Film.

Anonym hat gesagt…

du hast letzte woche diesen film geschaut? krass, denn bei mir ist es auch noch nicht lange her, so drei wochen, dass ich ihn mir anschaute. hachman, der ist stark!