Mittwoch, 26. September 2007

Konsumsplitter

Mein erster Antonioni-Film war Blow Up, ein sehr unheimlicher, spannender, mysteriöser Film. Das sichtbare Unsichtbare, dieser Park im Wind, das laute Rascheln der Bäume. Die Kamera, immer wieder, die Kamera. Das schnelle, schneidende Klicken des Auslösers. Dieser rießengroße Propeller, das verrückte Ende mit dem Ball, der nicht da ist, aber dennoch aufgehoben wird.
Und, natürlich, diese Bilder, die immer größer werden und immer unschärfer, gröber, gegenstandsloser.
Nun, natürlich mit großer Freude gelesen, dass Antonionis Zabriskie Point in meinem Kino läuft und mit hohen Erwartungen in den dunklen Saal gesetzt. Und, ja wieder einmal sind da viele wundervolle, einmalige Szenen, viele Bilder, die ins Herz treffen. Sie entschädigen für den schwächeren ersten Teil des Filmes, denn Zabriskie Point steigert sich eben da, am titelgebenden Punkt, wenn wir zusammen mit den beiden Hauptdarstellern die Straßen, den Verkehr, das Städtische verlassen und den weißen, kalkig-staubigen Weiten ausgesetzt sind, Leere und Abwesenheit spüren.
Wie schön diese Einstellung, die sehr an Gus Van Sants Gerry erinnert, in der sie beide in die weiße Hügellandschaft, in das ausgetrocknete Flussbett laufen, schreiend und springend. Sich hineinschmeißen und bedecken mit weißer, karger Natur. Wundervoll, diese lange Einstellung, in der nach und nach immer mehr Menschen in den Furchen und Tälern zu sehen sind. Liegend, sitzend.
Ein Flugzeug wird bunt angemalt und dann tritt man die Rückreise an, die Rückkehr zur Zivilisation, zur Technik, zum Alltag, zur kantigen Künstlichkeit.

Das Ende von Zabriskie Point ist beinahe schon surreal.
Surreal schön.
Einmal mehr sehen wir etwas, was eigentlich nicht zu sehen ist. Ein Haus zerfällt in Stücke, explodiert. Immer und immer wieder.
Etwas fliegt durch die Luft. Kühlschränke, Kleider, tiefgekühlte Hähnchen.
Sie fliegen, nein eigentlich schweben sie, sind beinahe schwerelos. Sie zerfasern in unendlicher Langsamkeit.
Und da, genau da, inmitten all diesen tanzenden, geformten, künstlichen Gegenständen wird einem bewusst, dass er doch auch manchmal stimmen kann, dieser Spruch, einst grinsend in einem anderen Film von Donnie ausgesprochen:
Destruction is a form of creation.

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