Samstag, 11. August 2018

Rezension: Peter Weiss Biografie von Werner Schmidt



Für die »Sozialwissenschaftliche Literatur Rundschau« (1/2018, Nr.76) habe ich einen Rezensionsaufsatz zur Biografie von Werner Schmidt über den Schrifsteller Peter Weiss verfasst.

Darin kritisiere ich unter anderem, dass Schmidt groß darin ist Peter Weiss' Antiamerikanismus der 70er Jahre zu affimieren und leider auch Martin Walser und Erich Fried allzu sehr für ihr »politisches Engagement« lobt, dabei aber ihren Antisemitismus vollkommen außer Acht lässt. Immerhin schafft es Schmidt Peter Weiss' sehr negative Begegnung mit der unsäglichen »Gruppe 47« ansonsten recht gut zu beschreiben und auch an vielen anderen Stellen ist die Biografie durchaus gelungen, gibt sie doch einen spannenden Überbick über Leben und Werk des Autors, Malers und Filmemachers. 



Das Heft lässt sich bestellen und auch als PDF HIER herunterladen.

Montag, 9. Juli 2018

Alle meine Entchen

Bambule von Ulrike Meinhof


Manchmal habe ich das Gefühl der Film von Ulrike Meinhof kann sich nicht so recht entscheiden, ob er seine Figuren ernst nimmt oder sich andauernd über sie lustig macht. Vielleicht liegt es aber auch an der mitunder endlosen Aneinanderreihung übertriebener bzw. schlecht gespielter Szenen, die in ihrer Gestelztheit etwas anstrengend anzuschauen sind. Oft habe ich mich gefragt, ob wir hier auf einem außer Kontrolle geratenen Kindergeburtstag sind, auf dem alle Gäste sich in einem furchtbar nervigen und nicht aufhörenden Trotz gegenseitig überbieten wollen. Diese Art Trotz, der erbarmungslos lächerlich und albern wirkt, sodass man als Zuschauer kurz beschämt lächeln auf den Boden schaut.

Inmitten dieser Szenen, die es zu Hauf gibt in diesem Film, gibt es jedoch auch viele Momente von Klarheit - besonders beeindruckend etwa die Verfolgungsjagd eines jungen Mädchens in einem Kloster, wenn es vor den schlimmen Sanktionen der Nonnen durch die großen Gänge des Klosters und seiner leeren Kirche flieht. Ihr schrilles Schreien wird durch die hohen Wände der Kirche noch verstärkt und die schnellen Schnitte von ihr zu der schwarz-weiß vermummten Nonne, dem großen Jesus-Kreuz an der Wand und schlussendlich zum Abschneiden ihrer Haare als autoritäre Erziehungsmaßnahme verschaffen der Szene eine Schärfe, die so kaum ein zweites Mal im Film auftreten wird. Ebenfalls sehr stark an diesem Film ist die Verurteilung von Homosexualität unter den jungen Frauen, die in einem Heim untergebracht sind. Besonders auch an diesen Stellen wird die Wichtigkeit der Kirche als Instanz zum Einhalt einer gesellschaftlichen Norm und Tugend ersichtlich. Umso bedauerlicher, dass viele Darstellerinnen zu laienhaft spielen und oftmals nicht ernst zu nehmen sind, auch und vor allem, weil mir ihre penetrant trotzige Art so sehr auf die Nerven fällt, dass ich mich teilweise kaum auf ihre, sondern auf die Seite der autoritären Erzieherinnen und Lehrer stellen mag, die im Vergleich dazu oft eher hilflos und bemitleidenswert als wirklich streng wirken. Schön ist, dass der Film eine, wenn auch manchmal unfreiwillige, Komik enthält und den Zuschauer durch seine schnellen Szenenwechsel recht gut bei Laune hält. Es ist ein Film, der das Rebellieren gegen Autoritätspersonen, gegen Eltern, Lehrer und Erzieher, zum Thema hat und der wohl schlecht loszulösen ist von seiner Regisseurin Ulrike Meinhof.

Wenn am Ende des Films von der einen Hauptdarstellerin gesagt wird, sie wünscht sich, dass diese Lehrerinnen, die sie einsperren, wenn sie mal wieder geraucht oder den Unterricht gestört hat, eigentlich auch alle eingesperrt gehören, damit sie mal sehen, wie das so ist, was sie mit ihnen machen, schwingt beim Zuschauer ein leichtes, seltsames Unbehagen mit, erinnert es doch ungut an den weiteren Werdegang Ulrike Meinhofs, dessen Fanatismus und Brutalität hier man schon glaubt aufscheinen zu sehen. Natürlich ist diese Assoziation auch das Dilemma des zu viel Wissens über Meinhof. Wüsste ich nicht, dass die Regisseurin im Laufe ihres Lebens zur Antisemitin und Terroristin bei gleichzeitigem Hass auf die elterliche Tätergeneration der NS-Zeit wird, ich würde dieser letzten Szene nicht diese Bedeutung beimessen. So scheint jedoch das Bedürfnis Strafen an Autoritäten selbst autoritär zu verhängen durch die scheinbar jugendliche Harmlosigkeit allzu stark durch und begleitet einen in die Nacht hinaus, auf dem Weg nach Hause.

Mittwoch, 31. Januar 2018

Den Faden verlieren

Your Name von Makoto Shinkai.


Das passiert nicht allzu häufig: dass man einen tiefsinnigen und guten Anime-Film im Kino sehen kann. Bedauerlicherweise läuft der wundervolle Film »Your Name« allerdings im CineStar Leipzig nur sehr selten. Das ist wirklich traurig, ist dieser Film doch einer der schönsten, die ich im Anime-Genre seit langem sehen konnte.
So recht weiß man auch gar nicht, wo man bei der Beschreibung der Atmosphäre und der Bilder anfangen soll, da der Film sowohl dramaturgisch als auch zeichnerisch und inhaltlich viele verschiedene Ebenen anspricht und komplex ist. Taki, der in Tokyo lebt, wacht eines Tages plötzlich im Körper von Mitsuha auf, die in einem kleinen Dorf in der Nähe wohnt. Das schöne an dem Film ist seine Erzählpositon: Der Zuschauer geht mit den Figuren auf eine Reise und weiß immer genauso viel wie sie, weswegen es auch zunächst für Verwirrung sorgt, dass sich Taki so anders verhält und sich am nächsten Tag nicht mehr an den vorherigen erinnern kann. In mehreren Träumen wechseln die beiden ihre Körper und informieren sich über ihre Errungenschaften und Erlebnisse durch Tagebuchnotizen in ihren Handys. Im Laufe des Filmes sind ihre Schritte und Gedanken, ihre Handlungen und Sehnsüchte seltsam miteinander verbunden, ja verwoben, ähnlich den dünnen Wollfäden, die Mitsuha mit ihrer Großmutter gemeinsam zu festen, bunten Bändern verknüpft. Überhaupt ist dies vielleicht eines der schönsten Metaphern des Filmes und jene, die konkret und im übertragenden Sinne als roter Faden der Geschichte und der Geschichten dient: das Haarband Mitsuhas, was gleichfalls als Armband Takis dient und sich sanft und unerbittlich als Verbindungslinie und Schnur durch die Ereignisse des Filmes zieht.

Ein Film, der die Schwelle und das Zwielicht, die Zwischenstufen und die Dämmerung, in der konkrete Linien verschwimmen und zerlaufen, in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt und dem Zuschauer mit seinen verschiedenen Zeit- und Bedeutungseben den scheinbar so festen Boden unter den Füßen wegzieht. Es kommt der Tag, da fällt beiden auf, dass es den jeweils anderen gibt, es kommt der Tag, da möchten sie den anderen besuchen. Sie machen sich auf die Suche, verpassen sich aber zunächst sowohl zeitlich als auch kartografisch. Taki bekommt heraus, dass Mitsuha bei einem Kometeneinschlag ums Leben kam und mit ihr das gesamte Dorf, in dem sie aufwuchs. Aber auch dies ist nur scheinbar, wie Kafka sagen würde, auch dies wird im Verstreichen der Filmminuten wieder aufgehoben oder vielleicht war es auch nur ein Traum oder eine ferne Erinnerung? Eine Verbindungslinie von Traum und Erinnerung, auch die zieht der Film behutsam, auch ist es ein Gleichnis der Gegensätze wie Stadt und Land, Männlichkeit und Weiblichkeit. Ein Film über Verlust und die Bedeutsamkeit von Liebe. Über Spiegelungen und Imitationen im anderen und die Möglichkeit von Wundern wie einem Verstehen des Gegenübers und ein Sich-begreifen anhand der unsichtbaren Anwesenheit des anderen. Die Präsenz der Liebe, auch wenn der andere nicht erreichbar scheint und doch für einen da ist und zum Teil von einem wird, ohne, dass man sich selbst dabei verliert. Mit dem Schwellenhaften und Flüchtigen ist er vor allem auch ein Film über das Vergehen von Zeit. Einmal beobachtet Mitsuha den Himmel, der bunt und zerbrechlich schimmert von den vielen Kometen, die mit ihren Schweifen alles in Farbe und Licht tauchen - und ahnt doch nicht, dass das Sterben nahbei ist und ihr rotes Haarband sich aus ihrem langen Haar leblos lösen wird. Am Ende begegnen sich beide dann doch, aber so ganz mag man dem Frieden nicht trauen, denn zu viel ist passiert im Dazwischen, Bänder sind zerrissen, neu verwoben und ineinander verstrickt worden.

Dienstag, 23. Januar 2018

Ausstellung TURN von Konglomerat

 Zusammen mit den Künsterlinnen und Künstlern Marina Wehrmann, Duane Bahia Benattii, Kerstin Köppen, Juana Anzellini, Bea Nielsen  und Barnabas Hermann stelle ich heute Bilder und Collagen von mir aus.



Die Ausstellung TURN veranstaltet das Kollektiv Konglomerat aus Leipzig. Zu sehen sind meine Arbeiten in der Eisenbahnstraße 113b. Heute um 19 Uhr ist die Vernissage. Geöffnet ist die Ausstellung vom 23. Januar bis 28. Januar, immer 16 bis 19 Uhr, außer Samstags.



Mittwoch, 10. Januar 2018

Lechaim



Für den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch ConAct habe ich an dem Projekt »Wir vergessen nicht, wir gehen tanzen« teilgenommen. Ein Schreibwettbewerb, bei dem Geschichten über Erfahrungen mit Israel eingereicht werden konnten. Meine Geschichte ist auf Deutsch online zu lesen und bald wird es auch eine hebräische Version geben. Es steht noch aus, ob es zu einer Publikation in einem Verlag kommen wird. Mit etwas Glück werde ich meine Geschichte auch bei einer öffentlichen Lesung im Sommer vorlesen und an einem Workshop mit israelischen Schriftstellern in Israel teilnehmen. Die Geschichte ist hier zu lesen:

Lechaim